DEUTSCHAMERIKANER IM ERSTEN WELTKRIEG


48 STAR FLAG (1912 - 1959)
48 STAR FLAG (1912 - 1959)

Der Erste Weltkrieg veränderte das bisher positive Bild der deutschstämmigen Amerikaner auf eine radikale Weise und gilt als das dunkelste Kapitel der deutschamerikanischen Geschichte. Noch nie zuvor und auch nicht danach wurde eine Ethnie staatlichen Repressionen und privaten Attacken in einem solchen Ausmaß ausgesetzt wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Plötzlich waren Deutschamerikaner und Personen, die fälschlicherweise für solche gehalten wurden, massiven Anfeindungen ausgesetzt. Verantwortlich für diese Diskriminierung waren der damalige Präsident Woodrow Wilson und sein negatives Deutschlandbild sowie private patriotische Organisationen wie die American Protection League (APL), die absolute Loyalität zu den USA forderten, aber gleichzeitig die Loyalität unter Deutschamerikanern in Frage stellten. Dies äußerte sich in Beschimpfungen, Denunziationen und sogar Lynchmorden. Es kam erstmals zu Bücherverbrennungen, bei denen deutschsprachige Bibliotheksbestände vernichtet wurden. Diese Ausschreitungen wurden zusätzlich angeheizt durch die Politik von 26 der damals 48 Bundesstaaten, die antideutsche Gesetze verabschiedeten, die unter anderem den Gebrauch der deutschen Sprache im öffentlichen und privaten Gebrauch verboten. Dies hatte auch Auswirkungen auf die bis dahin zahlreichen deutschen Zeitungsverleger, die vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges in hohen Auflagen publizierten und nun ihre Arbeit einstellen mussten.

 

Deutsche Ortsnamen, Nachnamen und Begriffe wurden amerikanisiert. Bekannte Beispiele dafür sind die Umbenennung von Sauerkraut in Liberty Cabbage und des Hamburgers, der nun als Liberty Sandwich verkauft wurde.

 

Ein bereits 1798 verabschiedetes Gesetz hatte ebenfalls Auswirkungen. Dieses erlaubte dem Präsidenten der USA, jede Person zu verhaften und zu internieren, die Staatsbürger eines Landes ist, das mit den Vereinigten Staaten im Krieg ist. Der sogenannte Alien Enemies Act richtete sich vor allem gegen Deutschamerikaner, die nicht im Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft waren. Ein Beispiel ist der Dirigent Karl Muck, der bis zum Kriegsende in einem Internierungslager in Georgia festgehalten wurde. Muck verglich später das Lager mit Konzentrationslagern autoritärer Systeme. Solche Internierungslager bestanden unter anderem in Fort McPherson im US-Bundesstaat Georgia und in Fort Douglas im US-Bundesstaat Utah.