AMERIKANISCHE ARCHITEKTUR
ÜBERBLICK
|
FORTSCHRITT UND INNOVATION
Die amerikanische Architektur zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Vielfalt und Innovationskraft aus. Von der kolonialen Architektur der europäischen Siedler bis hin zu den modernen Wolkenkratzern hat sich die Architektur in den USA
ständig weiterentwickelt. Wichtige Epochen wie das 19. Jahrhundert, geprägt von neoklassizistischen und viktorianischen Einflüssen, und das 20. Jahrhundert, bekannt für den Aufstieg des internationalen Stils und der modernen Bewegung, haben den architektonischen Ausdruck des Landes entscheidend geprägt. Heute spiegelt die amerikanische Architektur die Dynamik einer Nation wider, die immer nach Fortschritt strebt und gleichzeitig ihre vielfältigen kulturellen Wurzeln bewahrt.
Einige der wichtigsten Strömungen in der amerikanischen Architekturgeschichte waren:
KOLONIALARCHITEKTUR
Die Kolonialarchitektur in den USA ist eine der bedeutendsten und am meisten bewunderten architektonischen Stile des Landes. Sie entwickelte sich während der Kolonialzeit, als europäische Siedler begannen, das Land zu besiedeln. Die frühesten Kolonialgebäude waren stark von den Architekturstilen Europas beeinflusst, insbesondere von der Renaissance- und Barockarchitektur. Diese Stile wurden in den USA weiterentwickelt und an die klimatischen Bedingungen und verfügbaren Baumaterialien angepasst.
Die ersten Häuser waren oft noch einfache Holzhäuser, die schnell errichtet wurden, um den harschen Wintern und der Wildnis zu trotzen. Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Kolonialarchitektur jedoch weiter und wurde zu einem wichtigen Ausdruck der kolonialen Identität und des gesellschaftlichen Status. Ein wichtiger Einfluss auf die Kolonialarchitektur in den USA war der englische Georgianische Stil, der im 18. Jahrhundert populär wurde. Die Georgianischen Häuser waren oft aus Backstein oder Stein gebaut und hatten eine symmetrische Fassade mit einem klassischen Eingangsbereich, der von Säulen gestützt wurde. Die Fenster waren oft in regelmäßigen Abständen angeordnet und hatten sprossenverzierte Fensterläden. Ein weiterer wichtiger Einfluss auf die Kolonialarchitektur in den USA war der niederländische Einfluss in New York und New Jersey. Die niederländischen Häuser waren oft aus Ziegeln oder Holz gebaut und hatten eine steile Dachneigung, um Schnee abzuschütteln. Die Fassaden waren oft von dekorativen Zierleisten und Giebeln geschmückt und hatten oft eine hölzerne Veranda. In den südlichen Kolonien, insbesondere in Virginia, entwickelte sich eine eigene Kolonialarchitektur, die von der englischen Architektur des 17. Jahrhunderts beeinflusst war. Die Häuser waren oft aus Backstein oder Stein gebaut und hatten eine symmetrische Fassade mit einem zentralen Eingang und Flügeln auf beiden Seiten. Die Fenster waren oft groß und hatten Sprossen, die von schweren Fensterläden geschützt wurden. Viele dieser historischen Gebäude sind bis heute erhalten geblieben und dienen als wichtige Erinnerungen an die koloniale Vergangenheit der USA.
In Neuengland, einer Region, die von den Pilgern und Puritanern geprägt war, entwickelte sich ein eigener Stil, der als "Kapitänshaus" bezeichnet wurde. Diese Häuser waren oft aus Holz gebaut und hatten eine steile Dachneigung, um den Schnee abzuschütteln. Die Fassade war oft schlicht und funktional, aber mit dekorativen Details wie Pilastern und Fensterläden verziert.
Einige der bekanntesten Beispiele für Kolonialarchitektur in den USA sind das Independence Hall in Philadelphia, Pennsylvania, das Virginia State Capitol in Richmond, Virginia, und das Faneuil Hall in Boston, Massachusetts. Diese Gebäude sind berühmt für ihre historische Bedeutung und ihre architektonische Schönheit.
DER JEFFERSONIANISCHE KLASSIZISMUS
Der Jeffersonianische Klassizismus hatte einen großen Einfluss auf die Architektur in den Vereinigten Staaten im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Viele öffentliche Gebäude wurden im Jeffersonianischen Stil erbaut, und dieser Stil beeinflusste auch die Gestaltung von Privathäusern. Der Stil bezieht sich auf den architektonischen Stil, der von Thomas Jefferson, einem Gründungsvater der USA und dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten, im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten populär gemacht wurde. Dieser Stil ist von der Architektur der griechischen und römischen Antike inspiriert und wurde von Jefferson als Ausdruck seiner politischen Ideale verwendet. In der Architektur des Jeffersonianischen Klassizismus wurden einfache und klare Formen verwendet, die auf den Entwürfen der antiken Tempel basierten. Die Gebäude waren häufig symmetrisch und hatten Säulen, die die Fassaden gliederten. Dieser Stil wurde oft für öffentliche Gebäude wie Gerichtsgebäude, Bibliotheken und Regierungsgebäude verwendet. Jefferson war ein großer Bewunderer der römischen Republik und der Ideale, die sie verkörperte. Er glaubte an die Wichtigkeit von Tugend, Bildung und Bürgerpflicht, um eine erfolgreiche Gesellschaft aufzubauen. Ein Beispiel für den Jeffersonianischen Klassizismus ist das Virginia State Capitol in Richmond, das von Jefferson entworfen wurde.
DER FEDERAL STYLE
Obwohl der Jeffersonianische Klassizismus und der Federal Style auf den ersten Blick ähnlich erscheinen und in den USA ungefähr zur gleichen Zeit entstanden sind, unterscheiden sie sich in einigen wichtigen Aspekten. Im Gegensatz zum Jeffersonianischem Klassizismus wurde der Federal Style von den britischen und französischen Architekturen beeinflusst und betonte die Eleganz, die Raffinesse und die Dekoration. Der Federal Style zeigte eine stärkere Verbindung zur Geschichte und Kultur Europas und spiegelte den Einfluss von Macht und Reichtum wider. Die Gebäude im Federal Style hatten häufig komplexere Formen und Ornamente als diejenigen im Jeffersonianischen Klassizismus und wurden oft für private Häuser und öffentliche Gebäude wie Banken, Hotels und Versammlungshallen verwendet.
Der Federal Style ist bekannt für seine symmetrischen Fassaden und dekorativen Elemente wie zum Beispiel Kränze. Die meisten Gebäude im Federal Style sind aus Ziegelsteinen oder Stein gebaut und haben eine klare, symmetrische Struktur. Die Fassaden sind in der Regel weiß oder eine andere helle Farbe und sind oft mit Säulen oder Pilastern verziert. Eine typische Eigenschaft des Federal Style ist auch das Satteldach, das eine flache, breite Basis und eine steile Neigung hat. Der Federal Style war vor allem in den großen Städten im Osten der USA verbreitet, wie zum Beispiel in Boston, New York und Philadelphia. Viele der bekanntesten Gebäude im Federal Style sind öffentliche Gebäude wie das Massachusetts State House in Boston und das Federal Hall National Memorial in New York City, wo George Washington als erster Präsident der USA vereidigt wurde. Insgesamt ist der Federal Style ein eleganter und anspruchsvoller architektonischer Stil, der den Optimismus widerspiegelt, der in der Frühzeit der USA herrschte. Mit seinen klaren Linien, symmetrischen Fassaden und dekorativen Elementen ist der Federal Style ein wichtiger Teil der amerikanischen Architekturgeschichte und prägt das Stadtbild vieler Städte bis heute.
DAS GREEK REVIVAL
Das Greek Revival ist ein architektonischer Stil, der in den USA während des späten 18. Jahrhunderts entstanden ist und in der Mitte des 19. Jahrhunderts populär wurde. Der Stil ist durch die Verwendung von Säulen, Dächern mit flachem Giebel und antikem Schmuck gekennzeichnet und wurde von der Architektur des antiken Griechenlands inspiriert. Das Greek Revival entstand aus einem wachsenden Interesse an der Antike und an klassischer Bildung. Es wurde von der Idee angetrieben, die amerikanische Kultur auf eine Ebene mit der Kultur der antiken Griechen zu bringen. Die Säulenordnung, die Symmetrie und die klaren Linien des griechischen Designs wurden als eine Möglichkeit gesehen, die Prinzipien der Demokratie und der Freiheit zu symbolisieren. In den USA wurden viele öffentliche Gebäude im Greek Revival-Stil errichtet, darunter Rathäuser, Gerichtsgebäude, Banken und Bibliotheken. Eines der bekanntesten Beispiele für den Stil ist das Jefferson Memorial in Washington D.C., das nach dem Vorbild des Pantheon in Rom gestaltet wurde.
Das Greek Revival beeinflusste auch den Bau von Privathäusern. In den wohlhabenden Vierteln von Städten wie Boston und Philadelphia wurden viele prächtige Stadthäuser im griechischen Stil errichtet.
DIE VIKTORIANISCHE ARCHITEKTUR
Im 19. Jahrhundert erlebte die Architektur in den USA einen Wandel hin zu einer romantischeren Ästhetik. Die sogenannte viktorianische Architektur war von dekorativen Details und Schnörkeln geprägt und umfasste viele verschiedene Stile wie den Gothic Revival, den Queen Anne Stil und den Second Empire Stil. Diese Gebäude waren oft mit Türmchen, Erkern und Veranden ausgestattet und hatten eine reichhaltige Innenausstattung mit kunstvollen Schnitzereien und Ornamenten.
Im frühen 20. Jahrhundert entwickelte sich in den USA eine moderne Architektur, die von der europäischen Avantgarde beeinflusst wurde. Ein wichtiger Vertreter dieser Bewegung war Frank Lloyd Wright, der für seine organischen Gebäude bekannt war, die sich nahtlos in die natürliche Umgebung einfügten. Wrights architektonische Philosophie betonte die Verbindung zwischen dem Menschen und der Natur und hatte einen großen Einfluss auf die moderne Architektur in den USA.
MODERNE ARCHITEKTUR
Die Moderne Architektur entwickelte sich in den USA während des 20. Jahrhunderts und betonte Funktionalität, Einfachheit und klare Linien. Der International Style, die organische Architektur und die Brutalistische Architektur sind wichtige Strömungen innerhalb der modernen Architektur.
Der International Style strebte eine universelle, zeitlose und funktionale Ästhetik an. Die Architekten legten großen Wert auf Einfachheit, Klarheit und die Verwendung industrieller Materialien wie Glas, Stahl und Beton. Gebäude wurden oft als rechteckige Kästen mit flachen Dächern gestaltet und hatten eine symmetrische Anordnung der Fenster. Große Fensterflächen und Glaswände wurden verwendet, um Innen- und Außenräume zu verbinden und natürliche Lichtquellen zu maximieren. Ein Beispiel dieser Architektur ist das Farnsworth House in Illinois, entworfen von Ludwig Mies van der Rohe.
Der Internationale Stil hatte einen großen Einfluss auf die amerikanische Architektur und beeinflusste viele Architekten und Baustile in den folgenden Jahrzehnten. Er prägte auch das Stadtbild von Metropolen wie New York, Chicago und Los Angeles, wo zahlreiche Hochhäuser im Internationalen Stil errichtet wurden.
POSTMODERNE ARCHITEKTUR
Die Postmoderne Architektur entstand in den USA in den 1970er Jahren als eine Reaktion auf die Abstraktion und Einfachheit der modernen Architektur. Sie zeichnet sich durch eine spielerische Kombination von historischen und modernen Elementen sowie eine Betonung der Symbolik und der Bedeutung aus.
Die Postmoderne Architektur brach bewusst mit den strengen Prinzipien der modernistischen Bewegung, die zuvor die dominante Richtung der Architektur geprägt hatten. Statt der klaren Linien, minimalistischen Formen und der Betonung der Funktion vor Form der Moderne, begann die Postmoderne, mit verschiedenen Stilen und Symbolen zu spielen, um eine reichere architektonische Erfahrung zu schaffen.
Ein bedeutendes Beispiel für postmoderne Architektur ist das Piazza d'Italia in New Orleans, entworfen von Charles Moore. Dieser öffentliche Platz wurde 1978 erbaut und diente als kühnes Experiment in der Kombination verschiedener architektonischer Einflüsse. Die Piazza d'Italia verkörpert die Ideen der Postmoderne, indem sie Elemente aus der klassischen italienischen Architektur mit modernen Materialien und Formen vermengt. Die Ironie und der spielerische Charakter dieses Ortes machen ihn zu einem Schlüsselwerk der postmodernen Bewegung.
Ein weiteres markantes Beispiel ist das AT&T Building in New York City, entworfen von Philip Johnson und John Burgee. Das AT&T Building verdeutlicht den Postmodernismus durch die bewusste Auseinandersetzung mit historischen Stilen und die Betonung von Dekorationselementen.
WOLKENKRATZER
In den späten 1800er Jahren wurden die ersten Hochhäuser gebaut, als Städte wie New York City schnell wuchsen und der Platz begrenzt war. Die Gebäude waren damals nur wenige Stockwerke hoch und wurden aus Stahl und Ziegelsteinen errichtet.
In den 1920er und 1930er Jahren erlebte die Architektur in den USA eine weitere Veränderung, als der Wolkenkratzer zum Symbol für den amerikanischen Fortschritt und die wirtschaftliche Macht wurde. Das Chrysler Building und das Empire State Building sind Beispiele für diese Zeit und waren einst die höchsten Gebäude der Welt. Sie symbolisierten den Glauben an Technologie und Fortschritt.
Die ersten Wolkenkratzer waren oft im Art-Déco-Stil gestaltet und hatten eine abstrakte, geometrische Form. Später in den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich der Internationale Stil, der von einer minimalistischen Ästhetik und einer Betonung der Funktionalität geprägt war.
Heute sind Wolkenkratzer in den USA ein fester Bestandteil der Skyline der US-amerikanischen Stadt.
"DER ERSTE ARCHITEKT AMERIKAS" - LOUIS SULLIVAN
Louis Sullivan war ein amerikanischer Architekt und Designer, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert tätig war. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des modernen Architekturstils in den Vereinigten Staaten und hat viele der berühmtesten Gebäude des Landes entworfen. Geboren wurde Sullivan im Jahr 1856 in Boston, Massachusetts. Er studierte Architektur an der Massachusetts Institute of Technology (MIT) und arbeitete dann als Lehrling bei verschiedenen Architekturbüros in Boston und Philadelphia. 1873 zog er nach Chicago, wo er sich schnell einen Namen als Architekt machte. Er gilt als Pionier des Hochhausbaus in den USA und entwarf einige der ersten Wolkenkratzer des Landes, darunter das Wainwright Building in St. Louis und das Guaranty Building in Buffalo. Sullivan war ein Befürworter der "Form follows Function"-Philosophie, die besagt, dass die Form eines Gebäudes durch seine Funktion bestimmt werden sollte. Diese Idee war revolutionär für die Architektur seiner Zeit und hat bis heute großen Einfluss auf die Gestaltung von Gebäuden.
ZEITGENÖSSISCHE ARCHITEKTUR
Die zeitgenössische Architektur umfasst eine Vielzahl von Stilen und Techniken und betont häufig Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung. Einige wichtige Strömungen innerhalb der zeitgenössischen Architektur sind der High-Tech-Stil, die Dekonstruktivistische Architektur und die neomodernistische Architektur.
BESONDERE ARCHITEKTURMERKMALE UND IKONEN
Die Architektur der USA ist geprägt von einer Vielzahl einzigartiger Merkmale und ikonischer Bauten. Von historischen Nationaldenkmälern bis hin zu modernen Wolkenkratzern verkörpert die US-amerikanische Architektur eine faszinierende Mischung aus Tradition, Innovation und Diversität. Eines der besten Beispiele für ikonische US-amerikanische Architektur ist zweifellos das bereits erwähnte Empire State Building. Als Symbol für den Optimismus und die Energie der 1930er Jahre wurde das Empire State Building 1931 fertiggestellt und war bis 1970 das höchste Gebäude der Welt. Sein Art-Deco-Stil und seine charakteristische Spitze machen es zu einem zeitlosen Wahrzeichen von New York City. Nach den Ereignissen des 11. September 2001 wurde das World Trade Center in New York City durch das Freedom Tower, offiziell als One World Trade Center bekannt, ersetzt. Das beeindruckende Gebäude, das 2013 eröffnet wurde, ist nicht nur ein Zeichen des Wiederaufbaus, sondern auch ein Symbol der amerikanischen Entschlossenheit.
Die Vereinigten Staaten sind auch für ihre Vielzahl von historischen Nationaldenkmälern und kulturellen Stätten bekannt, darunter das Lincoln Memorial in Washington, D.C. und das Mount Rushmore National Memorial, das die monumentalen Gesichter von vier bedeutenden US-amerikanischen Präsidenten in den Felsen des Black Hills in South Dakota zeigt.