DER AMERIKANISCHE TRAUM


INHALTSANGABE

 

  • Überblick
  • Der amerikanische Traum in der Unabhängigkeitserklärung
  • Das Epos von Amerika
  • Das Streben nach Glück
  • The Great Gatsby
  • Imperium der Freiheit
  • Der amerikanische Traum heute

ÜBERBLICK

 

Vom Tellerwäscher zum Millionär: Der "amerikanische Traum" ist ein Begriff, der die Idee verkörpert, dass jeder Mensch in den Vereinigten Staaten durch harte Arbeit und Entschlossenheit Erfolg und Wohlstand erreichen kann. In seiner ursprünglichen Bedeutung bezieht sich der Begriff auf die Fähigkeit, soziale und wirtschaftliche Mobilität in einer Gesellschaft zu erreichen, die auf individueller Freiheit, Gleichheit und Chancengleichheit basiert. Der amerikanische Traum hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und verändert.  Heute wird der amerikanische Traum oft mit dem Streben nach materiellem Wohlstand und Erfolg verbunden, insbesondere im Bereich der Karriere und des Unternehmertums. Viele Menschen betrachten den amerikanischen Traum jedoch auch als die Möglichkeit, ein erfülltes Leben zu führen, das auf Freiheit und Selbstbestimmung basiert.

 

DER AMERIKANISCHE TRAUM IN DER UNABHÄNGIGKEITSERKLÄRUNG

Die Freiheit ist in den Vereinigten Staaten ein hohes und unabdingbares Gut. Sie gilt als unantastbar und ist Teil der amerikanischen Identität. Der amerikanische Traum (American Dream) ist das Ideal, dass der Staat die Möglichkeit eines jeden US-Bürgers beschützt, seine oder ihre Idee des amerikanischen Traums zu verwirklichen. Diesen Schutz findet man bereits in der Unabhängigkeitserklärung von 1776, welche das Recht nach dem Glück streben zu dürfen garantiert:

 

"Wir halten die Wahrheit für selbstverständlich,

dass alle Menschen gleichgeschaffen wurden, dass sie von ihrem

Schöpfer mit bestimmten unabdingbaren Rechten ausgestattet wurden.

Zu diesen Rechten zählt das Recht auf Leben,

die Freiheit und das Streben nach Glück"

-U.S. 1776-

 

Jeder Staatsbürger hat seine eigene Vorstellung vom Glück und vom amerikanischen Traum, aber bei vielen ist dieser ähnlich und umfasst Karriere im Beruf und Eigenheim. Der individuell unterschiedliche Amerikanische Traum steht unter dem Schutz des Staates, solange er nicht im Widerspruch zur amerikanischen Verfassung steht. Sowohl die Unabhängigkeitserklärung von 1776 als auch die Verfassung schützen das Recht eines jeden Amerikaners, sein Potential auszuschöpfen. Der Franzose Alexis de Tocqueville schrieb in seinem Buch "Über die Demokratie in Amerika", dass der amerikanische Traum den Charme des erwarteten Erfolgs hat.

 

DAS EPOS VON AMERIKA

Der Historiker und Schriftsteller James Truslow Adams prägte 1931 in seinem Buch "The Epic of America" den Begriff des American Dream:

 

"Der amerikanische Traum ist der Traum einer Nation, in welcher das Leben besser, reicher und erfüllter für jedermann ist mit der Möglichkeit diesen Traum je nach seiner Fähigkeit oder Leistung zu erreichen."

 

Truslow betonte in seinem Werk, dass es sich beim amerikanischen Traum ebenso um einen Traum der sozialen und gesellschaftlichen Ordnung handelt.

DAS STREBEN NACH GLÜCK

Der amerikanische Staatsmann Benjamin Franklin verkörperte den amerikanischen Traum und gilt vielleicht als erster Amerikaner überhaupt, der diesen im vollen Umfang verwirklichte. Franklin wuchs in armen Verhältnissen auf und begann zunächst eine Ausbildung zum Kerzenmacher. In den folgenden Jahren wurde er durch Fleiß und Disziplin Verleger und Autor und schließlich Postamtsvorsteher der Kolonien. Franklin half Thomas Jefferson die Unabhängigkeitserklärung zu verfassen und wurde nach der amerikanischen Revolution erster amerikanischer Diplomat und vertrat die junge Nation in Paris. Sein Erfinder- und Unternehmergeist verhalfen ihm zu Reichtum. Er prägte den Slogan des amerikanischen Traums: "From rags to riches" (Vom Lumpen zum Reichtum bzw. vom Tellerwäscher zum Millionär). Er ist heute auf der mit dem höchsten Wert gedruckter Dollar Stückelung von 100$ abgebildet.

THE GREAT GATSBY

Minnesota Historical Society: Fitzgerald, Portrait 1920
Minnesota Historical Society: Fitzgerald, Portrait 1920

Der US-Autor Francis Scott Fitzgerald thematisiert in seinem international bekannt gewordenem Roman "The Great Gatsby (1925)" den amerikanischen Traum zur Zeit der goldenen Zwanziger des letzten Jahrhunderts. Der fiktive Charakter Nick Carraway zieht vom Mittleren Westen der USA nach Long Island (New York) und trifft dort auf den schwerreichen Jay Gatsby, der ihm einen Einblick in sein Luxusleben gewährt. Während es Gatsby materiell an nichts zu fehlen scheint, kann er seinen Reichtum nicht genießen, da der amerikanische Traum nicht nur aus Konsumgütern besteht, sondern aus einem weiteren Aspekt, den einfachen Geschenken des Lebens, welche unter dem Sternenbanner ermöglicht werden. Fitzgeralds Roman "The Great Gatsby" zeigt auch, dass der amerikanische Traum durch soziale Schranken begrenzt sein kann. Gatsby, der seinen Reichtum durch illegalen Handel erworben hat, kann sich trotz seines immensen Wohlstands nicht in die High Society integrieren. Die aristokratischen Figuren des Romans, wie Daisy Buchanan, betrachten ihn als Außenseiter und erfüllen seine Liebe und seine Hoffnungen nicht. So zeigt der Roman auch, dass der amerikanische Traum nicht für alle zugänglich ist.

 

Trotzdem ist der amerikanische Traum immer noch ein wichtiger Bestandteil der nationalen Identität der USA. Es repräsentiert die Idee, dass jeder Mensch durch harte Arbeit und Entschlossenheit Erfolg haben kann. Der amerikanische Traum hat auch dazu beigetragen, dass die USA ein Land der Einwanderer sind, da viele Menschen in der Hoffnung auf ein besseres Leben in die USA eingewandert sind.

 

Die Wertschätzung der einfachen Dinge im Leben führt zu einer vertieften Interpretation des amerikanischen Traums, welche sich in einem amerikanischen Volkslied namens "Simple Gifts" wiederfindet. Es wurde 1848 vom Liedschreiber und Autor Joseph Brackett ursprünglich für den Gottesdienst komponiert. Das Lied zeigt auf, dass vor allem auch die inneren Werte und Emotionen Teil des amerikanischen Traums sind.

IMPERIUM DER FREIHEIT

Portrait of Thomas Jefferson as Secretary of State, 1791.
Portrait of Thomas Jefferson as Secretary of State, 1791.

Streng genommen begann der amerikanische Traum bereits mit der europäischen Kolonialisierung der Neuen Welt. Siedler, welche Europa aufgrund von religiöser Verfolgung verlassen mussten, suchten in den 13 Kolonien ihre Freiheit. Arme Bauern und Abenteurer reisten auf der Suche nach einem besseren Leben über den Atlantik. Eine wichtige Rolle spielten dabei die Ideen der Aufklärung, die im 18. Jahrhundert auch in den USA Einzug hielten. Die Gründerväter der USA sahen ihre Nation als eine Art Experimentierfeld für die Ideen der Freiheit, der Gleichheit und der Selbstbestimmung. 

 

Thomas Jefferson, Autor der Unabhängigkeitserklärung und späterer dritter US-Präsident, verdoppelte das Staatsgebiet unter seiner Federführung. Er hatte den Traum eines Imperiums der Freiheit (Empire of Liberty), welches vom atlantischen bis zum pazifischen Ozean reichen sollte. Sein Traum eines Imperiums der Freiheit ist heute in greifbarer Nähe. Im 19. Jahrhundert gewann der American Dream weiter an Bedeutung. Der Westen der USA war noch nicht besiedelt und viele Amerikaner sahen darin die Chance, ein neues Leben zu beginnen und sich ihren Traum zu erfüllen. Mit dem Goldrausch und der Ausbreitung der Eisenbahn wurden neue Möglichkeiten geschaffen, um im Westen erfolgreich zu sein. Der 16. Präsident der Vereinigten Staaten, Abraham Lincoln, öffnete durch die berühmte Emanzipationserklärung von Gettysburg (1863) für die befreiten Sklaven des Südens die Möglichkeit ihren amerikanischen Traum zu leben. Woodrow Wilson, Begründer des America First Begriffs, setzte sich als 28. Präsident der USA für das Wahlrecht der Frauen ein. Der amerikanische Traum war für eine sehr lange Zeit treibende Kraft für Menschen aus allen Ländern um in die USA zu immigrieren. Im 20. Jahrhundert wurde der American Dream zu einem wichtigen Bestandteil der amerikanischen Kultur und Identität. Die USA waren zu einer der mächtigsten Nationen der Welt aufgestiegen und viele Amerikaner glaubten, dass dies auch aufgrund der Chancen und Möglichkeiten, die das Land bot, möglich war. Der American Dream wurde zum Symbol für den Glauben an den Erfolg, an die Freiheit und an das Streben nach Glück.

 

DER AMERIKANISCHE TRAUM HEUTE

 

Der American Dream ist auch heute noch ein wichtiger Teil der amerikanischen Identität. Allerdings gibt es auch Kritik am American Dream, da viele Menschen in den USA trotz harter Arbeit und Engagement nicht in der Lage sind, sich ihren Traum zu erfüllen. Insbesondere in ärmeren Regionen und unterprivilegierten Gruppen ist die soziale Mobilität begrenzt. Zudem gibt es eine wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, was den American Dream für viele unerreichbar erscheinen lässt. In der aktuellen politischen Debatte spielt der American Dream eine wichtige Rolle. Politiker setzen sich für die Verbesserung der Bildungschancen und der sozialen Mobilität ein, um den American Dream für alle erreichbar zu machen. 

 

Der "American Dream" hatte in der Geschichte der USA  eine unterschiedliche Gewichtung. Während heute manche den amerikanischen Traum für tot erklären, beweisen immer wieder einfache Amerikaner, dass der Grundgedanke des "American Dream" sehr real und greifbar ist und die USA wahrhaft zu einer Nation der unbegrenzten Möglichkeiten macht.