ÜBERBLICK
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DIE WESTEXPANSION IN DER
GESCHICHTE DER USA
Die Westexpansion in den USA war eine Periode der territorialen Expansion, die von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Jahrhunderts stattfand. Es handelte sich dabei um eine Ausdehnung der USA in Richtung Westen, die durch den Erwerb von neuen Territorien und Gebieten, sowie durch die Eroberung von Gebieten, die zuvor von Indianern bewohnt wurden, erreicht wurde.
Diese Expansion begann mit dem Kauf von Louisiana im Jahr 1803 und setzte sich fort mit der Besiedlung von Texas, Kalifornien, Oregon, Nevada und anderen Gebieten. Die Expansion wurde durch die Entdeckung von Gold in Kalifornien im Jahr 1848 beschleunigt. Die Westexpansion ermöglichte die Ausdehnung der USA über den Kontinent, was das Land wirtschaftlich und politisch stärkte.
DER KAUF VON LOUISIANA
Als der französische Kaiser Napoleon Bonaparte im Jahr 1803 das Louisiana Gebiet an Thomas Jefferson verkaufte, verdoppelte sich de facto über Nacht das Staatsgebiet der Vereinigten Staaten. Der Kauf von Louisiana markiert eine neue Era in der amerikanischen Geschichtsschreibung: "The westward movement" (Die Expandierung in Richtung Westen). Ursprünglich schwebte Napoleon vor ein neues französisches Imperium in der Neuen Welt zu errichten. Das Gebiet selbst erwarb Napoleon erst wenige Jahre zuvor, im Jahr 1800, von den Spaniern. Da die Franzosen bei weitem mächtiger als die Spanier waren, stellten sie für die USA einen potentiellen Agressor dar. Darüber hinaus hatte Thomas Jefferson die Vision selbst ein "Imperium der Freiheit" zu errichten, sodass er mit James Monroe und Robert Livingston zwei Abgeordnete nach Frankreich entsandte um einen Handel vorzuschlagen. In diesem Deal sollte Louisiana und West Florida für 10 Millionen US-Dollar erworben werden. Napoleon jedoch schlug den Handel aus. Deshalb war die amerikanische Administration umso überraschter als der französische Finanzminister François de Barbé-Marbois im Auftrag von Napoleon im Jahr 1803 den Verkauf von Louisiana für 15 Millionen US-Dollar anbot.
Um das neue Territorium zu erkunden, entsandte Thomas Jefferson im Jahr 1804 Lewis Meriwhether und William Clark zu einer Expedition. Diese Erkundung ist als größtes Abenteuer in die amerikanische
Geschichtsschreibung eingegangen. Die mehrjährige Erkundung stellte einen ausführlichen Bericht über die amerikanischen Ureinwohner, der Beschaffenheit des Geländes, der Vegetation sowie über die
Vielfalt der vorgefundenen Tierwelt dar. US-militärische Tugenden wurzeln in der Lewis und Clark Expedition.
MANIFEST DESTINY
Die Vereinigten Staaten erfuhren in den 1840er Jahren ein erneutes Wachstum, das sowohl durch den wirtschaftlichen Fortschritt als auch das Bevölkerungswachstum angetrieben wurde. Dieses Wachstum spiegelte sich in einem Begriff wider, der vom New Yorker Journalisten John L. O'Sullivan im Jahr 1845 geprägt wurde: "Manifest Destiny" (vorherbestimmtes Schicksal). Dieser Begriff beschrieb die Vorstellung, dass es das Schicksal der amerikanischen Nation sei, den Kontinent einzunehmen. Allerdings ist der Begriff aufgrund des Völkermords an vielen Indianerstämmen in der amerikanischen Geschichte heute mit einem bitteren Beigeschmack verbunden. Die Idee des "Manifest Destiny" wird oft als Ausdruck des Imperialismus und der Expansionismus in der amerikanischen Geschichte betrachtet.
KOMMUNIKATIONSSYSTEME
Der Pony Express war ein hochentwickeltes Post- und Kommunikationssystem, das jedoch durch die Erschließung des Westens durch den Telegraphen obsolet wurde. Über 100 Stationen, die jeweils etwa 250 Meilen voneinander entfernt waren, erstreckten sich vom Mittleren Westen bis in den Westen. Etwa 100 Postreiter transportierten die Post von Station zu Station und erhielten dafür einen festen Lohn von etwa 50 Dollar. Die gesamte Strecke betrug 2000 Meilen.
HOMESTEAD ACT
Der Homestead Act von 1863 erschloss weitere Gebiete der westlichen Wildnis und förderte deren Zivilisation. Obwohl der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten tobte, garantierte die Lincoln-Regierung jedem Amerikaner über 21 Jahren und ohne Unterstützung der konföderierten Rebellion eine Fläche von 647.520 m² (160 Acres) gegen eine geringe Bearbeitungsgebühr. Um Eigentümer dieser Fläche zu werden, musste der Bürger innerhalb von fünf Jahren das Land bebauen und kultivieren. Obwohl es bereits seit Jahrzehnten Anläufe zur Verabschiedung des Gesetzes gab, wurde es von den Südstaaten blockiert. Mit dem Krieg gegen die konföderierten Rebellen fehlte jedoch die Opposition. Das Eigenheim Gesetz war ein strategischer Schachzug Lincolns, der nicht nur die Loyalität zur Union förderte, sondern auch den befreiten Sklaven die Vision des amerikanischen Traums durch den Erwerb von Land ermöglichte.
FRONTIER
Das Frontier, das Grenzgebiet zwischen Zivilisation und Wildnis, wurde von der amerikanischen
Zensusbehörde definiert als ein Gebiet mit weniger als zwei Einwohnern je Quadratmeile. Im Jahr 1890 wurde der Frontier von der Behörde geschlossen, da die Bevölkerungsdichte nun bei mehr als 2
Einwohnern je Quadratmeile lag. Die Westbesiedelung galt als abgeschlossen und die Vereinigten Staaten erstreckten sich vom Atlantik bis zum Pazifik.
DER KALIFORNISCHE GOLDRAUSCH
Ein Pressebericht aus dem Jahr 1848, in welchem über den Fund von Gold im US-Bundesstaat Kalifornien berichtet wurde,
löste das kalifornische Goldfieber aus und erhöhte binnen weniger Monate die Einwohnerzahl des Bundesstaates an der Westküste. Viele US-Bürger der Ostküste siedelten zum Pazifik auf der Suche
nach Reichtum. Es ist dem Goldfieber zu verdanken, dass sich heute mit Los Angeles die zweitgrößte Metropole der USA in Kalifornien befindet.
Die Bedeutung der West Expandierung hob 1893 der Historiker Frederick Jackson Turner von der Universität von Wisconsin in Madison hervor. Er stellte eine These auf, welche die Mentalität des US-Bürgers erklären sollte. Durch die vorwärtsgerichtete Bewegung in Richtung Westen entstanden immer neue Siedlungsgebiete, welche die Grenze zwischen der Zivilisation und der Wildnis darstellten. Dieses Grenzgebiet verschob sich durch fortschreitende Kultivierung von Ost nach West. Hinter diesem Grenzgebiet lag das Gefährliche und Unbekannte, vor dem Grenzgebiet hingegen die bereits besiedelten Gebiete, welche an der Ostküste mit den 13 Gründungsstaaten ihren Anfang nahmen. Durch die Bildung neuer Siedlungen an den Grenzgebieten war der Pionier immer auf sich selbst gestellt und musste aufgrund von natürlichen und menschlichen Gefahren in prikären Situationen stets improvisieren, ohne dabei jedoch die amerikanischen Werte, welche in der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung festgehalten wurden, zu verlassen. Sowohl durch diese Improvisation als auch durch Anpassung an neue Naturräume und Indianerstämme transformierte sich der Europäer zum Amerikaner. Dieses Grenzgebiet trägt in der amerikanischen Geschichte den Begriff "Frontier". Laut Turner ermöglichten erst die Frontier Erfahrungen die Bildung einer amerikanischen Mentalität und die Genese eines neuen, eigenständigen Volks.
DIE WESTEXPANSION IN DER KUNST:
KURS EINES IMPERIUMS
Der amerikanische Künstler Thomas Cole setzte sich mit der West Expandierung in seinem Werk "The Course of Empire" (Der Kurs eines Imperiums) auseinander, einer Serie von fünf Ölbildern. Die Bilder zeigen fünf unterschiedliche Stufen, welche ein Imperium in der Regel durchläuft: Den Zustand der Wildnis, in welcher die Landschaft kultiviert werden muss, die Stufe der einsetzenden Kultivierung, die Stufe der vollendeten Perfektion und die Zerstörung des Imperiums sowie die darauffolgende Stufe der Verödung, in welcher Ruinen an das Imperium erinnern. Inspiriert von einer Reise nach Europa von 1829-1832, in der Cole antike Ruinen bestaunte, reflektierte der Künstler über das Schicksal von großen Imperien und wollte durch die Gemäldeserie "The Course of Empire" die Sensibilität für eine kluge Politik erhöhen, um die vierte und damit die fünfte Stufe zu vermeiden.
I.Stufe
II.Stufe
III.Stufe
IV.Stufe
V.Stufe
EVOLUTION DER US-FLAGGE
Wenn ein neuer Staat in die Union aufgenommen wurde, änderte die US-amerikanische Flagge ihr Erscheinungsbild zum darauffolgenden Unabhängigkeitstag am 4. Juli. Obwohl die Betsy Ross Flagge nie offiziell anerkannt wurde, repräsentiert sie heute die dreizehn Gründungsstaaten und ziert zahlreiche Eigenheime entlang der Ostküste. Außerdem ist sie während einer Amtseinführung des Präsidenten am Kapitol in Washington DC zu sehen.
DEUTSCHAMERIKANER UND IHRE ROLLE BEI DER WESTEXPANSION
Deutschamerikaner waren eine der größten und einflussreichsten ethnischen Gruppen, die während der Westexpansion in die USA einwanderten. Viele von ihnen wurden von Berichten über fruchtbares Land, wirtschaftliche Chancen und das Versprechen von Freiheit angezogen. Ein Großteil der deutschen Einwanderer ließ sich im Mittleren Westen nieder, der bald als „Deutsch-Amerika“ bekannt wurde. Staaten wie Wisconsin, Missouri, Minnesota und Nebraska zogen viele deutschstämmige Siedler an, die dort ihre eigenen Gemeinschaften gründeten.
WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG UND PIONIERGEIST
Einer der bedeutendsten Beiträge der Deutschamerikaner war die landwirtschaftliche Entwicklung der neuen Territorien. Viele deutsche Einwanderer hatten landwirtschaftliche Expertise aus ihrer Heimat mitgebracht und führten fortschrittliche Anbaumethoden ein. Sie lhalfen dabei, die Prärien des Mittleren Westens in fruchtbare Agrarlandschaften zu verwandeln.
Ein konkretes Beispiel für diesen landwirtschaftlichen Beitrag ist die Stadt Hermann in Missouri. Die Stadt wurde 1837 von der Deutschen Ansiedlungsgesellschaft zu Philadelphia gegründet, einer Gruppe von Deutschamerikanern, die nach einem geeigneten Ort suchte, um eine Musterkolonie nach deutschen Idealen zu gründen. Hermann wurde bald zum Zentrum des Weinbaus in Missouri und trug zur Entwicklung einer erfolgreichen Weinindustrie bei, die noch heute besteht.
POLITISCHER EINFLUSS
Neben ihren agrarwirtschaftlichen Beiträgen hatten Deutschamerikaner auch einen enormen Einfluss auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung in den neuen Staaten. Viele Deutschamerikaner brachten liberale und revolutionäre Ideen mit, die sie während der 1848er Revolution in Europa erworben hatten.
Ein Beispiel für diesen Einfluss ist Carl Schurz, einer der prominentesten Deutschamerikaner des 19. Jahrhunderts. Schurz war ein Revolutionär von 1848, der nach dem Scheitern der Revolution in die USA floh. Dort setzte er sich für die Abschaffung der Sklaverei und für eine humane Politik gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern ein. Später kämpfte er während des Bürgerkriegs auf Seiten der Union.
KULTUR UND BILDUNG
Deutschamerikaner trugen auch maßgeblich zur kulturellen und bildungspolitischen Entwicklung der westlichen Staaten bei. Sie gründeten Bildungsvereine, Kirchen und kulturelle Einrichtungen, die das Gemeinschaftsleben bereicherten und in vielen Städten des Westens wurden deutschsprachige Zeitungen veröffentlicht, die das politische und kulturelle Leben der deutschstämmigen Bevölkerung prägten. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Gründung der Turnvereine (Turner Societies), die nicht nur als Sportvereine dienten, sondern auch Orte der politischen Diskussion und der Pflege deutscher Kultur waren. Diese Vereine förderten den Zusammenhalt der deutschstämmigen Siedler.