DEUTSCHE IN DEN KOLONIEN


DIE 13 KOLONIEN

BETSY ROSS FLAG (1777)
BETSY ROSS FLAG (1777)

Die 13 Kolonien waren britische Kolonien, die zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert in Nordamerika gegründet wurden. Die Kolonien waren Virginia, Massachusetts, New Hampshire, Maryland, Connecticut, Rhode Island, Delaware, North Carolina, South Carolina, New Jersey, New York, Pennsylvania und Georgia. Nicht nur die Einwanderung aus dem Mutterland Großbritannien war von großer Bedeutung für die Entwicklung der Kolonien, sondern auch die Einwanderung aus anderen europäischen Ländern. Im 18. Jahrhundert kamen deutsche Ein-wanderer nach Pennsylvania und brachten ihre Erfahrung in der Landwirtschaft und im Handwerk mit. Ihre Expertise in der Töpferei trug beispielsweise zur Entwicklung einer florierenden Keramikindustrie in der Region bei.

Obwohl die Kolonien sich in Bezug auf ihre Wirtschaft, politische Struktur und Kultur unterschieden, hatten sie alle eine gemeinsame Abhängigkeit von Großbritannien. Diese Abhängigkeit führte zu wachsender Unzufriedenheit mit britischen Steuern und Einschränkungen, was schließlich den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auslöste und zur Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika führte.

 

DIE ERSTEN DEUTSCHEN

Bereits 1607, mit der Gründung der ersten permanenten britischen Siedlung Jamestown, waren Deutsche anzutreffen. Der aus Breslau stammende Arzt Dr. Johannes Fleischer gehörte 1607 zu den ersten Kolonisten. Im Jahr 1683 gründeten 13 Familien ("Original 13"), Mennoniten aus dem Raum Krefeld, mit Germantown die erste dauerhafte deutsche Siedlung, welche heute in die Stadt Philadelphia eingegliedert ist. Die Führung der Mennoniten übernahm der aus Sommerhausen (bei Würzburg) stammende Franz Daniel Pastorius. Die meisten Deutschen wanderten jedoch erst seit den 1680er Jahren in größerer Zahl in die Kolonien aus. Sie stammten überwiegend aus der Pfalz, welche von Kriegen besonders heimgesucht wurde. Ihr Ziel war neben New York und New Jersey vor allem die Kolonie Pennsylvania, da ihr Gründer William Penn in den 1670er Jahren zweimal nach Deutschland kam, um Werbung für sein "Heiliges Experiment" zu machen. Sein Ziel war es, eine Quäkerkolonie in Nordamerika zu errichten. 1681 überließ Charles II. von England den Quäkern ein größes Gebiet an der damaligen Westgrenze der besiedelten Kolonien. Die Kolonie Pennsylvania gab sich eine liberale Verfassung und lockte somit viele Auswanderer ins Land. Hinzu kamen Reiseberichte wie das 1756 veröffentlichte Buch "Gottlieb Mittelbergers Reise nach Pennsylvanien im Jahr 1750", welche die Auswanderung nach Übersee anregten. Der Hafen von Philadelphia spielte bei der frühen Einwanderung eine wichtige Rolle.

 

Eine besondere Einwanderungsgruppe waren die Herrnhuter Missionare, welche im Jahr 1735 nach Nordamerika auswanderten und Gewaltlosigkeit bei Indianerstämmen predigten. Viele Indianer konvertierten und sind heute als Mährische Indianer bekannt (Mohavian Indians).

 

Der deutsche Kolonist Christoph Sauer schrieb 1743 Geschichte, als er nicht nur die erste deutschsprachige Bibel in Nordamerika druckte, sondern auch die erste Heilige Schrift überhaupt auf dem Kontinent. Christoph Saur war ein wichtiger Akteur in der deutschsprachigen Gemeinschaft in Pennsylvania und gab bereits ab 1738 eine wöchentliche Zeitung namens "Die Germantowner Zeitung" heraus. 

 

 

Es gab zahlreiche deutsche Siedlungen in den Neuengland-Kolonien, viele davon in Maine. Eine deutschsprachige Siedlung namens New Bern wurde 1710 von Schweizern und pfälzischen Siedlern in den südlichen Kolonien gegründet. Die Hafenstadt diente von 1765 bis 1792 sogar als Hauptstadt der Kolonie North Carolina.

 

In Virginia wurde eine Siedlung namens Germanna gegründet, in der hauptsächlich Auswanderer aus der Pfalz und dem heutigen Baden-Württemberg siedelten. Viele deutsche Siedler kamen als sogenannte Indentured Servants (Schuldknechte) in die Kolonien. Wenn man das Geld für eine Überfahrt nicht aufbringen konnte, konnte man die Ausreise mit einem Vertrag bezahlen, der dann mit dem jeweiligen Kapitän geschlossen wurde. Der Kapitän verkaufte seinen Vertrag dann an potenzielle Arbeitgeber in den Kolonien. Der Reisende verpflichtete sich, seine Arbeitskraft als Indentured Servant für einen Zeitraum von drei bis sieben Jahren zur Verfügung zu stellen.

 

GRÜNDE FÜR DIE AUSWANDERUNG 

 

Gründe für eine Auswanderung gab es damals viele. Zum einen ermöglichte die Landwirtschaft kein zufriedenstellendes Auskommen mehr und zum anderen wurden religiöse Splittergruppen wie die Mennoniten, Amische, die Herrnhuter Brüder sowie die Tunker in Europa verfolgt und fanden in der liberalen Quäkerkolonie Zuflucht. Auch der Dreißigjährige Krieg von 1618-1648 hinterließ seine Spuren und veranlasste viele Deutsche zur Migration. Hinzu kam die Situation, dass Deutschland zur damaligen Zeit kein Einheitsstaat war, sondern aus vielen Fürstentümern bestand und Menschen vor der Tyrannei flüchteten. Der Kältewinter von 1708-1709 verursachte eine große Hungersnot und die Reise über den Atlantik versprach Landbesitz und ein selbstbestimmtes Leben in der Landwirtschaft. Vor allem der Anbau von Tabak versprach Gewinne.

 

WEITERE HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Die Mennoniten gehören der evangelischen Glaubensgemeinschaft an und gingen aus den Täuferbewegungen der Reformationszeit zurück. Ihr Namensgeber war der aus dem Friesland stammende Theologe Menno Simons. Als täuferische Gemeinschaft sind sie mit den Amischen verbunden.

 

Die Amischen haben ihre Wurzeln bei den Mennoniten, von welchen sie sich im Jahr 1693 unter Führung ihres Namensgebers Jakob Ammann abspalteten. Sie sind im Agrarbereich verwurzelt und sind technischen Neuerungen skeptisch eingestellt. Unter den Amischen wird heute noch Pennsylvaniadeutsch gesprochen.

 

Die Herrnhüter Brüdergemeinde hat ihre Wurzeln bei der Böhmischen Bruder-Unität und bei deren Nachfahren, welche als Böhmische Brüder im Jahr 1722 die Ortschaft Herrnhut gründeten. Sie stehen der Erneuerungsbewegung des Pietismus nahe und gelten heute als eigenständige Bewegung.